Brennende Halden


Deutschland gehört zu den klassischen europäischen Bergbauländern, sodass sich hieraus ein Wirtschaftszweig entwickelte, der prägend für die deutsche Geschichte ist. Ganz besonders trifft dies auf das Ruhrgebiet zu, welches durch Kohle und Stahl einen hohen Bekanntheitsgrad erreicht hat. Aber auch in östlichen Regionen Deutschlands (beispielsweise in Sachsen) gibt es Gebiete, die durch Bergbau geprägt sind und ebenso im Saarland.

 

brennende Halden, Feuerwissen
Abb. Halde Graf Moltke Gladbeck (NRW)

In den letzten Jahrzehnten hat der Bergbau jedoch viele Veränderungen hinnehmen müssen. Viele Zechen wurden still gelegt und der Austritt aus der Steinkohleförderung wurde für 2018 beschlossen. Dort wo früher Kohle und Stahl existierten, sind heutzutage oft landschaftliche Flächen, Seen oder Naherholungsgebiete zu finden. Die Aufschüttung von Halden, die heute teils ebenfalls zur Naherholung dienen, ist eine Art Nebenprodukt des Bergbaus.

 

Beim Abbau von Steinkohle fällt Bergematerial an, welches im Idealfall keine Kohle mehr führt. Früher war dies jedoch anders, sodass teils noch hohe Anteile an Kohle in diesem Bergematerial vorhanden war. Befindet sich noch genügend Restkohle in den Abraumhalden oder wird die Kohle umgelagert, kann sich diese Kohle in Verbindung mit Sauerstoff entzünden, sodass es zu Bränden, meist Schwelbränden, kommt. Kohlebrände waren und sind im Bergbau bekannt und nur schwer bis gar nicht zu löschen. Glaubte man früher, dass diese Brände weit weg sind und nur in anderen Teilen der Welt, wie z. B. China, Indien oder den USA vorkommen, weiß man heute, dass dies so nicht stimmt. Auch in Deutschland gibt es einige Halden, die unter Kontrolle stehen, da es in ihrem Inneren sogenannte Warmbereiche gibt. Für die Kontrolle der betroffenen Halden ist in NRW die Bezirksregierung Arnsberg zuständig, denn es gibt bis heute ein paar Halden, die unterirdisch brennen. Eine davon ist die Halde Graf Moltke in Gladbeck.

 

Der BUND fragt nach...


Der BUND, eine gemeinnützige Organisation ohne staatliche Zuschüsse, der sich für Umwelt und Naturschutz einsetzt, wollte es genauer wissen. Aus diesem Grund wurde die Bezirksregierung mit den folgenden Fragen kontaktiert und um Antwort gebeten.

 

  1. Wie hoch ist der Gehalt an Kohle in den einzelnen Bergehalden NRWs?
  2. Ab welchem Kohle-Gehalt besteht prinzipiell die Gefahr von Bränden?
  3. Welche Bergehalden weisen historisch oder aktuell solche Schwelbrände oder „Warmstellen“ auf?
  4. Welche Bergehalden unterliegen einer ständigen Kontrolle auf Brände, wie sieht diese Kontrolle aus, was wird gemessen?
  5. Welche Temperaturen werden dabei erreicht?
  6. Wie hoch sind jeweils die CO2- und CO-Emissionen (t/a)? Werden zusätzlich andere Stoffe emittiert?
  7. Welche Maßnahmen werden umgesetzt, solche Brände zu verhindern bzw. existierende Brände zu stoppen?

 

Die Antwort ergab, dass sich in NRW derzeit 10 solcher brennenden Halden befinden. Das genaue Antwortschreiben ist hier einsehbar.

 

10 Brennende Halden in NRW


2018 existierten insgesamt zehn brennende Halden mit sogenannten Warmbereichen, sodass in diesen Halden in Tiefen zwischen 10-25 m Temperaturen zwischen 50°C und 260°C registriert wurden. Die höchsten Werte erreicht die Bergehalde Graf Moltke in Gladbeck. Dort werden in 15 m Tiefe Temperaturen bis zu 260 °C gemessen. Alle von der Bezirksregierung Arnsberg registrierten Halden werden streng kontrolliert und überwacht.

 

Kohlebrand, Feuerwissen
Abb. Kohlebrand (Feuer unter der Erde)

Gemäß Wikipedia spricht man von einer unvollständigen Verbrennung oder Schwelbrand, solange die Reaktionstemperaturen im Bereich von ca. 150 °C bis 500 °C liegen. Bei dieser Art der Verbrennung fehlt es an der nötigen Menge Sauerstoff. Ist eine ausreichende Sauerstoffzufuhr garantiert, kommt es ab etwa 500 °C zu einem Glimmbrand, der bis ca. 1.000 °C betragen kann, oder einem Flammbrand, der Werte bis 1.200 °C erreicht. Nun erfolgt eine vollständige Verbrennung.

 

In Bezug auf die Halden in NRW sind teils bereits Brandschutz- und Brandbekämpfungsmaßnahmen eingeleitet worden. Hiervon betroffen ist z. B. die Bergehalde Westhalde Westfalen 1 / 2 Ahlen. Sie wird seit Jahren abgetragen (Stand: 2018). Andere Halden wie die Halde Wehofen-West in Dinslaken werden aus brandschutztechnischer Sicht mit einer mehrere Meter dicken Schicht verdichtet, sodass kein Sauerstoff an das unterirdische Material gelangen kann und damit die Gefahr eines Brandes vermieden wird. Auch an der Halde in Gladbeck wurden Maßnahmen durchgeführt. Hier wurde das Material ebenfalls verdichtet und zusätzlich ein spezieller Baustoff eingepresst, der die weitere unterirdische Brandausbreitung unterbindet. Gelöscht werden konnte der Brand dadurch jedoch nicht.

 

Kohlebrand, Feuerwissen, China
Abb. Brennende Kohle (China)

Nach Angaben von BUND NRW sind Flöz- und Haldenbrände der breiten Öffentlichkeit in der Regel nur aus Indien und China bekannt (s. Bild rechts). Aber auch in Deutschland gibt es dauerhaft brennende bzw. schwelende Halden. Diese belasten die Umwelt und bedürfen einer ständigen Kontrolle. Dort, wo es möglich ist, sollten und werden diese Brände eingedämmt oder beseitigt.

 

Bei all diesen unterirdischen Bränden entstehen jedoch auch schädliche Gase, die während des Verbrennungsprozesses freigesetzt werden. Durch regelmäßige Messungen, die oberflächennah und in verschiedenen Tiefen erfolgen, konnte festgestellt werden, dass neben Methan (CH4) auch Kohlenmonoxid (CO), Wasserstoff (H2) und Kohlendioxid (CO2) austritt. Die genauen Mengen sollen jedoch nicht bekannt sein, da eine Bestimmung der Gesamtemissionen einer Halde nicht erfolgt. Diese Gase tragen zur Erderwärmung bei. Kohlenmonoxid ist gar tödlich. Die Konzentration im Umfeld der Halden wird jedoch aufgrund der existierenden Luftzirkulation als unkritisch eingestuft (vgl. Bund-NRW).

 

Halden aus Ausflugsziel


Neben den brennenden Halden gibt es in NRW jedoch auch solche, die zwar ihren Ursprung im Bergbau haben, aber die keine Gefahr darstellen und von der Öffentlichkeit als Ausflugsziel für Sport und Freizeit genutzt werden. Hierzu zählt bspw. die Halde Hoheward zwischen Recklinghausen und Herten, die mit ihrem Horizont-Observatorium bereits von der Autobahn 2 (Oberhausen - Hannover - Berlin) ersichtlich ist. Zusammen mit der Halde Hoppenbruch ist sie Teil der Route der Industriekultur und die größte Haldenlandschaft des Ruhrgebiets. Bei guter Sicht ist sogar der in ca. 50 km Entfernung stehende Rheinturm in Düsseldorf sichtbar. Den Reiz als Ausflugsziel für Sport und Freizeit gewinnt die Halde Hoheward vor allem aufgrund der vielen Rad- und Wanderwege, die sich über die gesamte Fläche erstrecken, sowie ihrer besonderen Sehenswürdigkeiten. Dazu gehören der Obelisk, das bereits erwähnte Horizont-Observatorium, die Drachenbrücke und die Himmelsstiege mit ihren 560 Stufen, die auch von Angehörigen der Feuerwehr gerne zur Trainingszwecken genutzt wird.

 

Drachenbrücke, Halde Hoheward, Recklinghausen, Herten, Feuerwissen
Abb. Drachenbrücke (Halde Hoheward)
Himmelsstiege, Halde Hoheward, Recklinghausen, Herten, Feuerwissen
Abb. Himmelsstiege (Halde Hoheward) - 560 Stufen
Obelisk, Halde Hoheward, Recklinghausen, Herten, Feuerwissen
Abb. Obelisk (Halde Hoheward)
Horizont Observatorium, Halde Hoheward, Recklinghausen, Herten, Feuerwissen
Abb. Horizont-Observatorium (Halde Hoheward)

Tradition ist nicht die Aufbewahrung der Asche, sondern die Weitergabe des Feuers.

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